Himmlisches Blau und goldener GlanzPigmente und Farben des Mittelalters - Eine StadtPilgerTour in St. Marien

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Die Marienkirche in der Dortmunder Innenstadt birgt einen Schatz, den die allermeisten von uns sicher schon des Öfteren bewundert haben: den Marienaltar von Conrad von Soest. Die Kunsthistorikerin Frau Schmidt-Bauer von den StadtPilgerTouren führte eine Gruppe von ca. vierzehn Interessierten an Hand dieses bedeutenden hochmittelalterlichen Kunstwerks und unmittelbar davor in die Geheimnisse der Maltechniken, in die Farben dieser Epoche und deren Bedeutung ein.




Der arrivierte und bekannte Maler Conrad von Soest, der auch Mitglied der Dortmunder Gemeinde war, schuf dieses Meisterwerk um 1420 wahrscheinlich im Auftrag der Gemeinde der damals wichtigen Reichs- und Hansestadt Dortmund. Das Beste war gerade gut genug. Der beste Maler, die teuersten Farben, das meiste Gold ….

Vor allem drei Farben dominieren die Malerei: gold, blau und rot. Auch etwas grün und violett ist zu sehen. In mühsamer und harter Arbeit wurde aus Goldstücken Blattgold gehämmert, solange, bis es hauchdünn war. Aus Afghanistan importierter Lapislazuli wurde gemahlen, bis ein allerfeinstes Pulver entstanden war, das mit Flüssigkeiten, wie Öl, Wasser, Eiweiß, vermischt wurde, bis eine malfähige Paste entstand. Zinnober, ein Mineral, wurde ebenfalls gemahlen. Aus Malachit entstand grün, nur der purpurfarbene Mantel des Josef ist vermutlich kein echtes Purpur. Das hätten dann doch den Finanzrahmen gesprengt.

Auch der Malgrund musste intensiv vorbereitet werden: die Holzstücke mussten zu Tafeln verleimt werden, deren Oberfläche in etlichen Arbeitsgängen mit Kreideuntergrund, Eiweiß und anderen Stoffen mehrfach bestrichen werden, damit die Farbe haften konnte, sich nicht veränderte und auch die Holztafeln keine Risse bekamen. All das geschah in harter Arbeit in den Werkstätten der Maler, wo dann anschließend der Meister selber seine Vorstellungen von der Heilsgeschichte auf den Goldgrund malte.

Frau Schmidt-Bauer hat unserer Gruppe in lebhafter und sehr anschaulicher Weise all diese technischen Voraussetzungen und Hintergründe ausführlich nahe gebracht und auch den künstlerischen Wert keineswegs außer acht gelassen. Die meisten von uns haben sicher einiges gelernt.

Leider sind von dem wunderbaren spätgotischen Marienaltar nicht mehr alle Tafeln erhalten. Durch Umbau des Altars, andere Vorstellungen vom Hochaltar und unsachgemäßen Umgang mit den einzelnen Tafeln ist eigentlich nur die Hälfte des ursprünglichen Gesamtkunstwerks zu sehen. Welch ein Verlust! Aber vielleicht berührt uns diese Unvollständigkeit und die Geschichte, die dahinter steht, auch in besonderer Weise, sodass wir das, was wir heute sehen können, als einen einzigartigen Dortmunder Kunstschatz wahrnehmen. Besonders in der Weihnachtszeit freuen wir uns über die Tafeln mit der Geburt Christi und der Anbetung der Heiligen Drei Könige.